NARM©, die bindungsorientierte Traumatherapie

Der NARM-Ansatz (Neuro-Affective-Relational-Model) © in der bindungsorientierten Traumatherapie geht auf den klinischen Psychotherapeuten und Somatic Experiencing-Trainer Laurence Heller zurück.

Die Arbeit nach NARM ist ganzheitlich, beziehungs- und bindungsorientiert. Sie verbindet die Prinzipien der körperorientierten Traumatherapie, wie SE ©, mit den Ansätzen der Psychodynamik (Tiefenpsychologie) und der Gestalttherapie. Grundsätze spiritueller Weisheitstraditionen fließen ein.

Der NARM-Ansatz dient zunächst der Arbeit mit Bindungs- und Entwicklungstraumata, geht aber über das Gebiet von Traumata weit hinaus und versteht sich als Ansatz für tiefe transformatorische Prozesse.

Ein wesentliches Merkmal von NARM ist das Prinzip der fünf Überlebensstrategien. Diese wurden von Laurence Heller entwickelt und stellen zum Teil eine Weiterentwicklung der Charakterstrukturen von Alexander Lowen (Begründer der Bioenergetik) dar. Er fand heraus, dass wir als Kind alles tun, um die Bindung zu unseren Bezugspersonen, meist den Eltern aufrechtzuerhalten. Dies ist darin begründet, dass wir als Kind emotional und auch körperlich von ihnen abhängig sind und die Aufrechterhaltung der Bindungsbeziehung unserem Überleben dient. Dieses enge Bindungsverhalten führt dazu, dass wir uns selbst und unsere Bedürfnisse verleugnen, was bis hin zur Selbstaufgabe geht. Als Kind können wir die Bindung zu unseren Bezugspersonen als sicher, ambivalent oder unsicher erfahren.

 

Aufgrund des Festhaltens an der Bindungsbeziehung entsteht in uns als Kind ein innerer Konflikt. Der drückt sich auf der einen Seite in dem Wunsch aus, die Bindungsbeziehung aufrechtzuhalten, auf der anderen Seite stehen die Bedürfnisse oder Gefühle, die den Botschaften der Bindungsperson nicht entsprechen. Aus psychodynamischer Perspektive ist diese Art von innerem Konflikt die Ursache für psychische und psychosomatische Symptome. Auch in östlichen Weisheitstraditionen ist das Prinzip von Anhaftung und Ablehnung als Ursache von Leid zu finden.

Aus den direkten und indirekten Botschaften unserer Bezugspersonen und unserer Umwelt entwickeln wir verschiedene Glaubenssätze, wie zum Beispiel „Ich bin willkommen und ich kriege das hin“ oder „Ich bin unfähig, nicht gewollt oder für andere eine Zumutung“.

 

Im Kern unserer Glaubenssätze sitzen unsere bewussten oder unbewussten Identifikationen, die unsere Identität prägen. Sie können stolz-, aber auch schambasiert sein. Mit jeder Identifikation, im Sinne eines Selbstbildes oder Selbstverständnisses, geht einher, dass wir bestimmte Aspekte in uns wegdrücken oder von uns fernhalten müssen. Dies geht immer mit einem körperlichen Impuls einher.

Aus dem inneren Konflikt, den Botschaften der Eltern zu entsprechen, um die Bindungsbeziehung aufrechtzuerhalten, sowie den eigenen Bedürfnissen und Impulsen entwickeln wir verschiedene Überlebensstrategien: Wir stellen unsere Wünsche, Bedürfnisse und Impulse zurück oder geben sie auf, oder wir passen uns nach außen hin an, bleiben insgeheim aber rebellisch.

Manchmal machen wir auch aus der Not eine Tugend und sind stolz auf unsere Bedürfnislosigkeit oder unsere Fähigkeit besonders anpassungsfähig oder hilfsbereit zu sein. Dies ist nicht selten in spirituellen oder religiösen Richtungen zu finden.

 

Im NARM-Ansatz werden die Ebenen das Nervensystems, des Körpers insgesamt, der Gefühle und Bedürfnisse, des Verstandes, des Gewahrseins der gegenwärtigen Erfahrung, sowie Bindungs- und Beziehungsdynamiken miteinander verbunden. Eine Defragmentierung wird behutsam wieder zusammengeführt und integriert. Dies fühlt sich oft so an, als wenn wir ein verlorenes Puzzleteil von uns wiedergefunden haben. Es war nie weg, sondern nur tief verschüttet.

Im Kern wird die Fähigkeit zu mehr Kontakt – zu mir selbst und damit einhergehend auch zu anderen – wieder hergestellt.

 

Dieser wachsende Kontakt zu mir selbst führt auch zu mehr Selbstwirksamkeit. Wenn wir in der Lage sind in Kontakt mit uns als Ganzes zu treten, also unsere Gefühle, Bedürfnisse und Körperimpulse differenziert wahrzunehmen und sie in uns halten zu können, entwickeln wir mehr Eigenständigkeit und Authentizität. Das wiederum geht mit der Fähigkeit einher, Beziehungen zu anderen auf einer freien Ebene eingehen zu können.

Man könnte auch sagen: Wenn wir mit uns und zwar mit wirklich allem, was uns ausmacht, in Kontakt sein können, dann können wir auch mit allem, was uns im Leben begegnet, in Kontakt sein. Daraus entsteht eine Form von offener Weite und tiefer Freiheit.