Begriff
Wie du auf meinen Seiten vielleicht schon gelesen hast, unterscheidet man Bindungs-, Entwicklungs- und Schocktrauma. In allen drei Formen ist der Begriff „Trauma“ enthalten. Der Begriff kommt aus dem Griechischen und bedeutet soviel wie „Wunde“ und wird sowohl in der Medizin als auch in der Psychologie bei starken seelischen oder körperlichen Erschütterungen oder Verletzungen verwendet. Diese Erschütterung oder auch Verletzung kann durch verschiedene Ereignisse oder Erlebnisse hervorgerufen werden. Diese können von kurzer und plötzlicher Dauer sein, manche können sich auch über Jahre ereignen.
Wenn man von Trauma spricht, dann meint man in der Regel nicht das eigentliche Ereignis selbst, sondern die Reaktion auf das Ereignis, das von uns als bedrohlich oder lebensverändernd erlebt wurde! Ob eine Traumareaktion sich entwickelt, ist sehr individuell. Was für den einen bedrohlich ist, kann für den anderen einfach ein aufregendes Abenteuer gewesen sein.
Auswirkungen auf Körper und Psyche
Auf alle Fälle hat ein bestehendes Trauma Auswirkungen nicht nur auf unsere Psyche, sondern auch auf unseren Körper. Aus diesem Grund ist es essentiell wichtig, alle Ebenen unseres Seins bei der Auflösung von Traumata mit einzubeziehen.
Unser Ur-Vertrauen in die Welt, zu anderen Menschen und auch zu uns ist durch ein Trauma erschüttert.
Damit gehen Gefühle der Angst, der Ohnmacht oder auch eine unbestimmte Traurigkeit einher.
Gefühle von Stress, schnelle Reizbarkeit oder Auto-Aggression können sich zeigen, obwohl vielleicht rational betrachtet der äußere Anlass das Auftreten solcher starken Emotionen als überzeichnet erscheinen lassen. Manchmal werden diese Gefühle durch kleinste Reize, sogenannte „Trigger“ ausgelöst. Meist merken wir erst im Nachhinein, dass wir – wieder einmal – völlig überzogen reagiert haben. Und dann sind sie da, die Schuld und die Scham. Zusätzlich zu der Seelennot, in der wir uns ohnehin schon befinden, kommt jetzt noch hinzu, dass wir uns für unser Denken und Handeln schuldig fühlen oder uns gar noch (be-)schämen.
An dieser Stelle ist es wichtig anzuerkennen: „Du bist genau richtig.“
Die Rolle des Körpers
Es ist von großer Wichtigkeit, den Körper mit seinen einhergehenden Reaktionen zu verstehen und in den Prozess mit einzubeziehen.
Wenn wir einem bedrohlichen Ereignis ausgesetzt sind, dann versetzt das den Körper in einen Alarmzustand. Wir sind bereit gegen die Gefahr anzugehen (z.B. durch Kampf), ihr zu entgehen (z. B. durch Flucht) oder uns unsichtbar zu machen. Man spricht hier von totstellen, d. h. wir erstarren innerlich und auch äußerlich. Damit geht einher, dass sich der Herzschlag erhöht, der Atem schneller und flacher wird und wir mit allen Sinnen hellwach sind. Die Hormone Adrenalin und Cortisol werden vermehrt ausgeschüttet, wir mobilisieren viel Energie im Körper und sind hoch erregt. Unsere Muskeln spannen sich an, wir sind bereit zu kämpfen oder zu flüchten. Das Denken und unser Verstand scheinen außer Kontrolle zu geraten und wir sind im sogenannten Tunnel.
Normalerweise
Normalerweise, wenn die Gefahr vorüber ist, ebben diese Reaktionen wieder ab. Wir entspannen uns und unser Körper-Geist-System reguliert sich von alleine wieder. Wir werden müde, ruhen uns aus und erholen uns von dem „Schreck“. Am Ende entsteht ein Gefühl von Erleichterung es geschafft zu haben.
Bei einem Trauma oder Dauerstress ist dies nicht der Fall. Diese hohe Erregung ebbt vielleicht etwas ab, aber die energetische Ladung bleibt in der Tiefe vorhanden. Dies hat weitreichende Konsequenzen für unser Körper-Geist-System und unmittelbare Auswirkungen auf unsere seelische und körperliche Befindlichkeit.
Wie drückt sich ein Trauma aus?
In der einfachsten Form dadurch, dass wir nicht mehr frei und selbstbestimmt handeln können.
Wir folgen unbewusst inneren Mustern oder Glaubenssätzen, mit denen wir uns identifizieren. Manchmal merken wir das zum Beispiel daran, dass uns bestimmte unliebsame Situationen im Leben immer wieder begegnen, sie uns geradezu magisch anziehen, dass uns bestimmte Menschen mit ihrem Verhalten antriggern oder wir nicht dem folgen, was wir eigentlich wollen und damit unser Potential nicht frei leben können. Manchmal entsteht auch ein Vermeidungsverhalten, indem wir bestimmten Situationen einfach aus dem Weg gehen.
Das äußert sich in Form von innerer Nervosität, Gedankenkreisen, Ängsten, Schlafstörungen, Herzrasen, Verdauungsstörungen, Übersäuerung und vielem mehr. Ein dauerhaft erhöhter Cortisolspiegel kann im Körper zu Organschäden führen.
„Bei einem Trauma geht es noch weiter: Hat das innere Erregungsniveau einen gewissen Grad erreicht, so reagiert der Körper mit einem Schockzustand, das heißt, er friert ein, um weitere Schäden und eine emotionale Überforderung zu vermeiden. Das kann sich äußern in Gefühllosigkeit, Erschöpfung, Depression, Müdigkeit und im weiteren Verlauf in diversen psychosomatischen Beschwerden, wie chronischen Kopfschmerzen, Tinnitus, Magen-Darm-Beschwerden, Herzbeschwerden etc.
Das ‚Herunterdrücken‘ der sympathischen Funktion geschieht durch den Parasympathikus, allerdings bleibt die sympathische Erregung darunter erhalten. Das kann sich beispielsweise darin äußern, dass man sich depressiv und kraftlos fühlt, darunter aber eine hohe Nervosität sitzt.
Eine permanente sympathische Erregung, auch wenn sie nicht direkt spürbar ist, schadet auf Dauer der Gesundheit.“ (Angelika Doerne)
Trauma als Ursache von Krankheit
Zu den Folgen eines Traumas zählen psychische und körperliche Symptome wie Posttraumatische Belastungsstörung, Depression, Angststörung, Suchterkrankung sowie dissoziative Identitätsstörung
Was man bei der Auflösung von Trauma wissen muss!
Allein mit dem Verstand und damit verbunden der Analyse und dem Verstehen des Geschehenen auf geistiger Ebene kommen wir nicht weiter!
Denn wenn uns heute unser forscher Ehemann an unsere autoritären übergriffigen Eltern erinnert, dann können wir uns mit unserem Verstand immer wieder sagen, dass das nichts miteinander zu tun hat und alles sicher ist. Unser Körper wird mit einem Alarmzustand reagieren und Gefühle von Angst, Wut oder Ohnmacht auslösen. Das hängt mit unserem Stammhirn zusammen, das dafür zuständig ist, unser Überleben zu sichern. Auf diesen Bereich hat der präfrontale Cortex, wo unser Verstand verankert ist, keinen Einfluss.
Deshalb ist es wichtig, genau diese Ebene bei der Arbeit mit Trauma zu berücksichtigen und einzubeziehen!